Oft bin ich danach gefragt worden und nun sage ich es euch!
Wegen der Liebe – ist oft meine erste spontane Antwort. Ja ich bin damals hierher zu meinem Freund gezogen. Ich hatte mich verliebt in ihn und in sein von ihm geschaffenen Land und das Leben mit ihm!
Es gibt noch viele andere Gründe
Mir fehlt das „Heimat-Gen“
Ich fühle mich als Europäerin. Deutschland habe ich nie als meine Heimat empfunden. Mein ganzes Leben, schon als Kind war ich lieber südlich der Alpen. Oft habe ich mich gefragt, warum bin ich hier geboren? Immer war ich traurig, wenn wir wieder nach „Hause“ mussten. Das blieb auch so als Teenager. Damals wollte ich schon auswandern, wusste nur nicht wie. Einen Italiener heiraten wäre einfach gewesen. Es gab zwar viele Liebschaften, doch nichts Ernstes.
Dann sind mein erster Mann und ich nach Ibiza ausgewandert. Mein erster Versuch im Süden zu leben. Das Projekt ist gescheitert, vielleicht schreibe ich ein anderes Mal darüber.
Wir gingen zurück nach Hannover und ich bin dankbar für das Leben, das ich in Hannover und Bremen hatte.
Drei bezaubernde Kinder und ein erfülltes Berufsleben. Was will man mehr!
Und doch blieb die Sehnsucht nach dem Süden!
In Deutschland hat mich vieles gestört
Vor allem das Wetter, die Dunkelheit, der graue Himmel, die Tristesse und damit die schlecht gelaunten Menschen, die immer an allem rummeckern, nörgeln und unzufrieden sind. Es kommt mir vor, als wenn eine ganze Nation im Mangel leben würde.
Es herrscht eine Neid-Kultur. Alle wollen haben, was der Andere hat!
Neid führt auch zu Unzufriedenheit und Kriminalität. Die Straffälligkeit wird höher und die Menschen fühlen sich nicht mehr sicher. Die Überfälle werden tatsächlich statistisch gesehen brutaler.
Es ist auch zu eng in Deutschland. Zu viele Menschen leben auf wenigen Quadratkilometern. Das Land ist eng besiedelt. Jedes Stück Land scheint kultiviert. Jeder Wald ist aufgeräumt.
Die Steuerausgaben – man zahlt in Deutschland fast 50 % Steuern. Deutschland steht glaube ich an 2. Stelle weltweit in der Höhe der Steuerabgaben.
Doch wohin fließen diese Gelder? Das Gesundheitssystem ist stets schlechter geworden. Auch für Bildung, Kunst, Sport. und Kultur werden diese Steuergelder nicht ausgegeben. Denn die Schulen sind marode, das Schulsystem eine Katastrophe, die Turnhallen kaputt und die Schwimmbäder werden geschlossen. Die Eintrittsgelder in Museen und Theater sind so hoch, dass sich nur die wohlhabende Bevölkerung Kultur leisten kann. Unglaublich.
Unbeschreiblich finde ich auch die Straßenverhältnisse und den Verkehr. Es gibt nicht nur viele kaputte Straßen und ewige Baustellen, sondern auch noch aggressive Autofahrer.
In den Verkehr fließen die Steuergelder also auch nicht! Auch nicht in die öffentlichen Verkehrsmittel. Denn man kann nicht davon ausgehen, dass der Zug pünktlich ist oder wirklich fährt. Wenn ich dort bin, habe ich manchmal das Gefühl, ich wäre in einem „Dritte Welt-Land“. In Indien hat es übrigens besser funktioniert.
Die deutsche Bahn hat inzwischen mehr Züge im Einsatz, dafür hat sie einigen Strecken stillgelegt. Als ich klein war, hatten wir eine Märklin Eisenbahn. Damals wusste ich schon, dass mehr Züge auf weniger Schienen nicht funktioniert.
Oder findest du, dass sich irgendetwas in Deutschland in den letzten 10 Jahren verbessert hat? Schreibe es mir gerne!
Ich lebe in Freiheit und Schönheit
Ich lebe hier im Licht. Zum Thema Licht habe ich ja schon im Juni 2024 einen Artikel veröffentlicht.
Wenn ich aus dem Haus gehe, ist es wahrscheinlich, dass angenehme Temperarturen herrschen, die Sonne scheint und die Nachbarn sind freundlich, obwohl ich hier die Ausländerin bin.
Bedingt durch die Sonne und das Licht sind die Menschen hier gut gelaunt. Alles ist entspannter, wird mit Gelassenheit hingenommen. Wir leben mehr draußen und genießen das Leben.
Fast das gesamte Jahr frühstücken wir auf der Terrasse, außer es regnet.
Ich schwimme bis November im Mittelmeer. Natürlich kann man ganzjährig baden aber ich bin Schwimmerin, d. h. ich schwimme eine Stunde. Wenn die Wassertemperatur unter 19 ° sinkt, wird es für mich zu kalt.
Straßen-Cafe´s und Märkte prägen das bunte Dorfleben
Die Spanier sind ein fröhliches Volk. Sie feiern gerne. So gibt es Feste in jeder Jahreszeit. Sie sind das soziale Leben der Bevölkerung. Alle werden, soweit sie es wollen, integriert.
Obst und Gemüse aus der Region ist ganzjährig erhältlich. Natürlich achten wir auch darauf, dass wir das essen, was gerade reif ist. Also es gibt nicht ganzjährig Wassermelonen oder Avocados. Auch die werden in bestimmten Jahreszeiten hier vom anderen Ende der Welt geholt. Solche Früchte kaufe ich natürlich nicht. Die sind nur für die Touristen!
Das Gesundheitssystem ist meiner Ansicht nach wesentlich besser und menschlicher. Jeder Ort hat ein den Einwohnern entsprechendes großes „Centro de Salud“ mit entsprechend vielen Ärzten. Gesundheitszentrum hört sich auch besser an. Die Ärzte sind staatlich angestellt. Es gibt eine staatliche Krankenkasse, in die alle einzahlen und der alle versichert sind. Egal ob Manager oder Putzfrau. Dem Reichen steht es frei sich noch zusätzlich privat zu versichern und dann Privatärzte aufzusuchen. Dem staatlichen Krankenkassensystem stehen also angestellte Ärzte gegenüber. Das ist wesentlich sinnvoller als in Deutschland, wo es viele Krankenkassen gibt, die in Konkurrenz zueinanderstehen und denen dann kleine, private Wirtschaftsbetriebe (private Arztpraxen) gegenüberstehen. Wie soll das denn funktionieren? Hier wird der Patient dem Arzt zugeteilt und dieser entscheidet, was zu tun und sinnvoll ist. Nicht wie in Deutschland, wo Ärzte Anordnungen treffen, um ihre Geräte zu amortisieren. Sicher, es gibt keine freie Arztwahl, aber es ist immer jemand für die Kranken da.
Im Hospital sind alle Patienten gleich. Alle erhalten einen Pyjama vom Krankenhaus, hellblau mit dunkelblauer Paspel. Alle Zimmer sind gleich und die Behandlung ebenfalls freundlich.
Übrigens ist auch in den Schulen noch Schulkleidung üblich. Sehr gut!
In die Jugend wird investiert – Schulen, Kindergärten, Sport und Kultur.
Die Rentner haben überall freien Eintritt oder bezahlen die Hälfte.
Der Straßenbau funktioniert super gut. Ich hatte vorher noch nie erlebt, wie schnell und effizient Straßen repariert oder ganze Straßenzüge erneuert werden können.
Ein Multikulti-Leben
Das Leben ist multikulturell. Die Spanier sind gastfreundlich. Hier Leben Menschen aus ganz Europa und Afrika. An der Küste ist mindestens 50 % der Bevölkerung nicht aus Spanien – also Migranten, wie man in Deutschland böse sagt.
Den größten Teil der Migranten stellen die Rentner. Die meisten sind sicherlich wegen des Klimas hier. Aber auch jüngere Menschen kommen hier her, weil sie es in ihren Ländern satthaben und lieber hier in Ruhe leben und arbeiten wollen. Die Nordländer fliehen vor der Dunkelheit. Die Araber, Afrikaner und die Menschen aus dem Osten vor den Kriegen.
Gerade verzeichnen wir einen Zustrom an Amerikanern, sozusagen „Trump-Flüchtlinge“. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob die gesamte Welt auf der Flucht aus ihrer Heimat ist.
Politik
Der Rechtsdruck macht sich in allen Ländern bemerkbar. Wir haben hier zum Glück noch eine sozialistische Regierung.
Die Außenpolitik ist ebenfalls noch bemerkenswert. Spanien hat Palästina als Staat anerkannt und Netanjahu als Kriegsverbrecher deklariert. Das finde ich absolut richtig.
No todo que brilla es oror – Nicht alles was glänzt ist Gold, das sagt man auch in Spanien!
Ja, tatsächlich, es gibt auch Nachteile. Ich musste lange darüber nachdenken, weil ich immer so positiv bin, aber hier sind sie:
Wenn du die Sprache nicht sprichst, bist du benachteiligt und gefangen in deiner deutschen Community. Das würde mich sehr stören, weil ich gerade dieses Multikulti liebe.
Die Sommer sind sehr heiß. Je älter man wird, um so unangenehmer ist es für den Organismus. Die alten Menschen verlasen ihre Häuser hier im Sommer nicht. Alle Fensterläden sind runtergezogen und sie leben im Dunklen. Tatsächlich ist Spanien die Nationalität mit dem höchsten Vitamin D-Mangel. Dazu kommen die Waldbrände, wie in diesem Jahr sogar in den deutschen Nachrichten zu verfolgen war.
Die Winter sind auch mit 15 ° kalt, wenn man keine Zentralheizung hat. Hier braucht man wirklich warme Kleidung.
Das Mittelmeer, die Badewanne Europas, hat 300 Sonnentage allerdings kann das Wetter sehr schnell umschlagen und plötzlich kommt ein Unwetter „Gotta Fria“, der kalte Tropfen, liebevoll umschrieben von den Einheimischen. Denken wir an die Flutkatastrophe in Valencia letztes Jahr. Dazu gibt es oft Wind. Manchmal bring er den Sand der Sahara mit. Dann sind alle Autos, Fenster …. staubig und mit Sand bedeckt.
Der Bauwahn – Was mich aber am Meisten stört, ist das so viel gebaut wird. Immer wieder werden dafür schöne Landschaften vernichtet. OK, Spanien ist ein riesiges Land mit einer geringeren Bevölkerungsdichte als Deutschland und hat unglaublich viel unbebaute, wilde Flächen.
Jedoch sind es die Küstenlandschaften die von diesem Wahn betroffen sind. Hier, wo ich wohne, lebe ich ja auch wegen der Schönheit und Wildheit der Landschaft. Denn ich gehe gerne wandern.
Es entsteht eine Urbanisatin neben der nächsten. Die Häuser werden dann an Touristen und Überwinterer verkauft oder vermietet. Sie stehen also zum größten Teil leer. So kann man hier im Winter durch ausgestorbene Wohnviertel laufen. Die Menschen, die hier leben und nicht genug Geld verdienen, um sich ein Haus zu kaufen, haben keine Chance auf eine Mietwohnung. Die Regierung kämpft schon lange gegen die Wohnungsnot, aber die Eurozeichen in den Pupillen der Baulöwen sind größer!
Trotz aller Schwierigkeiten machen es die Spanier sehr gut!