Meine Freundin Heike und ich beschlossen schon im Juli, im Herbst zusammen ich die Wüste zu reisen. Der Wüstentrip im November wurde von Janina Bäder einer Kundalini-Yoga-Lehrerin aus einem Dorf in der Nähe von Bremen angeboten. Vorort war alles schnell gebucht, fehlte noch die Flugbuchung. Diese war für mich eine kleine Herausforderung. Denn Heike wohnt in Deutschland und ich in Spanien. Verschiedene Flughäfen, unterschiedliche Flugzeiten! Tunesien wird von Spanien gar nicht angeflogen. Ich musste also nach Frankreich, Italien oder Deutschland. Ich entschied mich über Deutschland, mit dem gleichen Flieger wie Heike ab Frankfurt zu fliegen und auf diesem Weg meine Kinder zu besuchen. Doch als ich bei TunisAir auf der deutschsprachige Seite buchen wollte, war der Flieger bereits ausgebucht. Herrjeh, Heike hatte schon gebucht! Was nun?
Auf der französischen Seite, stand der Flug noch im Programm. Also habe ich ihn dort aufgerufen und gebucht, obwohl ich kaum Kenntnisse der französischen Sprache habe. Ein wenig flau war mir dabei geworden. Denn es war sehr merkwürdig. Ein paar Mal bin ich aus dem Programm geflogen und musste wieder von vorne anfangen, doch am Ende bekam ich eine Bestätigung und der Flugpreis wurde von meinem Konto abgebucht. Jedoch, es gab kein Ticket. Ich musste vertrauen!
Dann am Tag vor dem Abflug in Deutschland las mein Sohn, dass ich als Corona-Ungeimpfte einen Test benötige, der auf Englisch ausgestellt und nicht älter als 24 Stunden alt sein muss. Ich dachte, das ist einfach. So viel habe ich gehört und gelesen von den vielen Testzentren in Deutschland und das die Deutschen sich sogar testen, um essen zu gehen und alle so merkwürdigen Nachrichten, dass ich immer so glücklich war in Spanien leben zu dürfen. In Spanien gibt es keine Testzentren. Man kann, wenn man ins Ausland fliegt zum Arzt oder ins Krankenhaus geben aber es ist teuer, zwischen 50 und 80 Euro. Niemand interessiert sich hier für Tests. Doch meine Suche nach einen Testzentrum in Bremen war schwieriger, als gedacht. Schließlich sollte das Testergebnis in Englisch ausgedruckt werden. Erst im dritten Testzentrum klappte es. Dort war ich auf dem Weg zum Bahnhof. Jedoch wurde mir das Ergebnis aus Zeitmangel nicht ausgedruckt. Sie würden mir das Ergebnis auf das Telefon schicken. Ich musste ihnen vertrauen. Zum Glück kam es an. Da ich es jedoch ausgedruckt vorlegen sollte, schickte ich es Heike weiter, die schon in Frankfurt war und bat sie es für mich auf dem Weg zum Flughafen auszudrucken. Ich vertraute erneut auf mein Glück! Es klappte!
Meine Enkelin hatte mir eine Zugfahrkarte nach Frankfurt gebucht. Nun stellte ich im Zug fest, dass dieser bis zum Flughafen fuhr. Yippie, dort wollte ich ja hin, also blieb ich sitzen und wollte ein Ticket nachlösen. Doch die Schaffnerin erklärte mir, dass müsse ich heutzutage über eine App machen, die ich logischer Weisen nicht habe. Ich lebe in Spanien und bin bestimmt nicht die einzige Ausländerin, die mit der Deutschen Bahn unterwegs ist? Bargeld oder Kartenzahlung, wie früher gibt es nicht mehr! Wieder hatte ich Glück! Ein junger Mann buchte für mich das Ticket und ich konnte ihn bar bezahlen. Mein Adrenalinspiegel war schon sehr erhöht, als ich im Frankfurter Flughafen ankam.
Der Frankfurter Flughafen ist bestimmt für jeden eine Herausforderung. Ihr müsst nicht glauben, dass ich unerfahren bin. Ich habe es auch in Paris und New York geschafft, aber es bleibt eine stressige Angelegenheit. Auf meinem Berg ist mir diese enorme Energie fremd geworden. Wie dem auch sei, ich musste mit einem Bus zu einem anderen Terminal fahren. Ich habe das richtige Terminal gefunden und meine Freundin getroffen. Nun stelle sich noch die Frage mit dem Ticket. Und siehe da, die Tunesier sind einfach unkompliziert, wir benötigten nur unseren Reisepass und schon saßen wir nebeneinander im Flieger! Wie früher. Uns wurde sogar Essen serviert! Und keiner wollte meinen Coronatest sehen!
Gut, dass ich so auf mein Glück vertraut habe.
Wir kamen sehr spät abends in Djerba an und fuhren mit dem Taxi ins Hotel. Es war ein sehr einfaches, arabisches und völlig ausreichendes Haus. Eine umgebaute Karawanserei. Ich war viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können und lag noch wach als der Iman zum Gebet rief. Nun sollte ich sowieso bald aufstehen. Doch diese Nacht habe ich genossen. Ich war fern ab von allem und mit mir alleine im Orient. Das große Bett für mich ganz allein, der Aufruf zum Gebt genau zu meiner Lieblingszeit, die Geräusche der erwachenden Stadt …. Es war so anders!
Am Morgen nach dem Frühstück wurden wir abgeholt und fuhren 350 km mit dem Jeep in die Wüste. Setzen vorher mit der Fähre zum Festland über. Dann hatten wir ein sehr arabisches Mittagessen in Dous, der Stadt am Rande der Wüste und kehrten in einem Café ein, das nebenbei einen kleinen Laden betreibt. Hier erstanden wir unseren Chech, ein langes Tuch, dass wir zum Turban bannten. Nun sahen wir schon fast aus wie die Beduinen. Noch ein kleines Stück weiter hinein in die Wüste brachte uns unser Fahrer. Hier warteten schon unserer beiden Beduinen und die Kamele auf uns. Es war also eine Anreise voller Aufregung.
Doch nun begann erst das wirkliche Abenteuer. In der Wüste wollte ich lernen loszulassen und zu vertrauen. Mit der Anreise hat das mit dem Vertrauen ja schon einigermaßen geklappt. Doch es bedarf noch weitere Übungen!
Wir liefen täglich barfuß 5 Stunden durch die Wüste. Meditierten bei Sonnen Auf -und Untergang. Hatten gemeinsame Mahlzeiten, Frühstück, Mittagessen und Abendessen, liebevoll zubereitet von Vater und Sohn. Halfen beim Ent -und Beladen unserer Kamele, sammelten Holz für das Feuer, saßen abends zusammen am Lagerfeuer und schliefen unter dem Sternenhimmel. Ansonsten waren wir mit uns alleine und genossen den Kontakt zu Mutter Erde. Doch dann saß ich auf einer Sanddüne und beobachte, wie sich das eine oder andere Kamel aus dem Staub macht. Ich meinte sofort Mohamed Bescheid sagen zu müssen. Doch Janina sagte: “hallo das ist nicht deine Aufgabe“! Stimmt, sagte ich und erwähnte es nicht weiter, auch wenn am kommenden Tag das Kamel am Horizont nur Stecknadelkopf groß war! Es ist Mohameds Job! Und so lernte ich weg zu schauen. Wir müssen nicht alles kontrollieren. Hauptsächlich sollten wir uns um uns selber kümmern. Wenn wir uns gut um uns selber kümmern, kümmern wir uns automatisch auch gut um unsere Umwelt. Wenn das so wäre, ginge es uns allen und Mutter Erde besser! Ich lernte nicht ständig nachzufragen. Denn letztendlich war nichts meine Aufgabe und es unterlag nichts meiner Kontrolle. Ich konnte mich ganz auf mich konzentrieren und Innenschau betreiben, mit meiner Seele Kontakt aufnehmen.
Auf der Rückfahrt machte ich nur noch nebenbei die Bemerkung, dass ich es gefährlich finde, im Gebirge ,in den Kurven auf der linken Fahrbahn zu fahren, eigentlich hätte ich es mir verkneifen sollen, denn gleich kam von Janina der Kommentar: „du fährst nicht und der Fahrer will auch nicht sterben!“ Stimmt!
Nun bin ich zurück auf meinem Berg in meinem wunderschönen spanischen Paradies und kann weiter üben loszulassen und zu vertrauen. Denn es stehen ein paar Herausforderungen an wofür ich doch eine Menge Vertrauen brauche und loslassen muss!
Licht & Liebe