Der Holunder

In meinem Garten gibt es einige Holunderbüsche. Aber eigentlich sollte ich Bäume sagen, denn sie entwickeln sich prächtig. Schon mein ganzes Leben mochte ich ihre Blüten und Beeren und freute mich schon als Kind darauf, dass meine Oma Fliederbeersuppe kochte. Denn im Volksmund wird der Hollinder auch Flieder genannt. So wie ich diesen Busch und seine Früchte mochte, liebt er scheinbar auch mich und hielt Einzug in meinen Garten. Wohlgemerkt ich habe ihn nie gepflanzt und habe inzwischen 4 Bäumchen!
Die Blüten und Beeren des Holunder sind eine sehr empfehlenswerte Wohltat! Holunderblühten wirken schweißtreibend und fiebersenkend sowie beruhigend auf den Organismus und können bei Erkältungen eingesetzt werden (Kräutertee 1-2 Teelöffel Blüten auf eine Tasse Wasser). Die Beeren, die im Spätsommer dunkelviolett sind, dienen der Krankheitsvorbeugung. Sie sind vitaminreich und stärken das Immunsystem.
Was wissen wir noch von diesem bezaubernden Bäumchen?
In der Vorgeschichte war der Holunder eine uralte Kultbezeichnung. Es war der Baum der großen Göttin Holla oder Freya, der kinderspendenden Göttin. So wird er in Verbindung mit der Geburt wie auch mit dem Tod gebracht. Die große Göttin war die wohlmeinende, nährende und heilende Seite der Erdmutter. Bevor die männlichen Götter vorherrschten bezogen sich die Menschen auf die große Göttin, der Mutter des Weltalls und in kleinem Maßstab die Erdmutter. Vor allem hatte sie das gesamte Potenzial der Schöpfung und gebar die ersten männlichen Funken.
Jeder Bauernhof hatte einen Holunderbusch nah am Haus, wo auch der gute Hausgeist wohnte. Noch weit ins 19 Jahrhundert erhielt der Holunder wöchentliche Opfergaben in Form von Milch oder Kuchen und in vielen Gegenden war es üblich vor ihm den Hut zu ziehen.
Nur vereinzelt liefert der Holder die Lebensgerte. Vielleicht in jenem Brauche Westfalens: am Lichtmeß-Tage tanzen die Weiber im Freien und tragen Holundergerten in den Händen, mit denen sie auf die Männer, die sich dem Tanze näherten, losschlagen.
Als Geburtsbaum wird er in Dänemark verehrt. Dort ist der Holunder neben dem Hause den Kreißenden hilfreich. Die Schwangeren umfassen ihn oder flehen ihn an. Auch in Deutschland herrschte an manchen Orten der Brauch. Daher setzte man auch vor die Tür von gefallenen oder schwangeren Mädchen zum Spott einen Holunderzweig (wie auch einen Ebereschenzweig). Dieser Brauch wird schon 1367 in der Normandie bezeugt.
Einen Anklang an eine erotische Zauberkraft des Holders zeigen die sieben- oder neunerlei Kuchen, die man im Unterinntal zu Johanni backt. Neben Holunderblüten sind es Salbei, Brennnessel, also aphrodisische Kräuter, die nicht fehlen dürfen. Die Holunderkücheln, in Schmalz und Mehl gebackene Holunderdolden deuten wohl auch auf die erotische Kraft des Strauches.
Bei den Slaven in Russland gilt der Holunder allgemein als das Symbol der Unschuld, Jungfräulichkeit des Mannes, vor allem des Weibes. Vielleicht sah man in dem hohlen Mark des Baumes das Symbol des Ungefüllten, ungeschwängerten, Jungfräulichen, vielleicht auch – und das ist wahrscheinlicher – weil eine Holunderart „keine Blüten, jedoch Früchte, oder nur grüne Früchte trägt“, also das Wunder einer jungfräulichen Fruchtbildung darbietet. In der Tat treibt diese Varietät kleine grüne Blüten, die man sehr leicht übersehen kann.

Die Schlüsselworte um uns in den geistigen Bereich des Holunder einzustimmen sind daher Fülle, Nahrung, Vertrauen, Dankbarkeit.

Ich freue mich schon sehr auf meine Fliederbeermarmelade:
Beeren kurz auskochen durch ein Tuch auspressen und den Saft auffangen.
1 l Saft
2 Birnen oder Äpfel in kleine Spalten geschnitten
300 g Zucker (gerne braunen)
Nelken, Zimt, Anis, Ingwer, Kardamom, Vanille
3 Teelöffel Agar Agar

Hmmm so lecker!

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