Indien hat mich überrascht, war nervenaufreibend, wunderschön, sinnlich, spirituell, freundlich, abwechslungsreich, spannend, meditativ, heiß und laut.
Schon in der Antike galt Indien als Wunderland: Handel mit Gewürzen, Perlen, Diamanten, Elfenbein, Schildpatt und Duftölen machte den Subkontinent bereits im alten Rom bekannt. Auch Alexander der Große ist bis ins heutige Indien vorgedrungen. Und nicht zu vergessen sind Marco Polos Erzählungen und dann die Entdeckung des Seewegs (um das Kap der Guten Hoffnung) von den Portugiesen im Mittelalter. Seitdem ist das Land im Bewusstsein der „westlichen Welt“.
Ich besuchte neun Städte/Orte in sechs verschieden Bundesstaten (es gibt mehr als 20), die fast immer eine eigene Sprache und Schriftbild haben.
- New Delhi / Delhi
Wir, eine wunderbare Gruppe Yogalehrer mit Freunden, trafen uns in Delhi. Es war die richtige Entscheidung eine Gruppenreise mit Yogalehrern zu buchen. Wir genossen die gemeinsamen Yogastunden, dass wir mal angeleitet wurden und nur in uns hineinfühlen konnten. Auch der Austausch ist immer bereichernd. Wir, eine wunderbare Gruppe Yogalehrer mit Freunden, trafen uns in Delhi. Es war die richtige Entscheidung eine Gruppenreise mit Yogalehrern zu buchen. Wir genossen die gemeinsamen Yogastunden, dass wir mal angeleitet wurden und nur in uns hineinfühlen konnten. Auch der Austausch ist immer bereichernd.
Von Delhi hatte ich vorher Gutes gehört. Alle sagten, es wäre schrecklich und sie wollten nur schnell wieder weg. So hat es mich sehr überrascht, wie schön New Delhi ist. Enorm großflächig und grün. Bäume, Pflanzen, Kühe, Affen, Hunde und alle sehen gesund aus.
Die Autos fahren zum größten Teil mit Gas. Selbst uralte LKW`s und die berühmten Tuk-tuks fahren mit Gas und alle wild durcheinander. Der Verkehr ist unglaublich. Ein irrsinniges Gewusel ohne jegliche Ordnung. Oder liegt die Ordnung im Chaos.
Wir haben am ersten Abend Yoga im Park praktiziert. Auch Inder haben ich in Parks und auf den Grünflächen, mitten auf den Kreiseln Kopfstand machen sehen.
Das indische Essen habe ich schon immer gemocht. Und von Bettlern wurden wir kaum belästigt. Nicht mehr als woanders.
Wir haben die Gurdwara von Delhi, einen Hindutempel und eine christliche Kirche besucht. Ich war erstaunt über das rege religiöse Leben der Inder, die es in ihren Alltag integrieren. Das Christentum zumindest in Deutschland wird doch gar nicht mehr gelebt.
Als Christ wird sich nur bekannt, weil man Angst davor hat, dass andere Kulturen Überhand nehmen, aber nicht, wegen der eigenen religiösen Kultur.
Auch die Inder sagten mir, dass Hindu-Paare durchschnittlich ein bis zwei Kinder hätten, aber die Moslems mehr bekommen würden und somit der prozentuelle Anteil der moslemischen Bevölkerung jedes Jahr steigt, was die Hindus beängstigt.
Natürlich haben wir das ewige Feuer für Gandhi besucht und am Abend eine außergewöhnliche Lichtershow gesehen. Ihr könnt mir glauben, wegen meines früheren langjährigen Jobs, bin ich mit Shows verwöhnt. Doch diese war phänomenal!
Ich wäre gern noch geblieben und hätte mir die anderen Stadtteile angesehen aber wir zogen weiter.

2. Amritsar in Punjab
Die Reise war vom Kundalini-Yoga-Verband, 3HO ausgeschrieben und so ist für uns ein Besuch des goldenen Tempels von Amritsar obligatorisch. Das Kundalini-Yoga kommt aus dem Sikhismus. Wir verbinden uns mit unserem Eingangsmantra ONG NAMO GURU DEV NAMO mit der goldenen Kette der zehn Sikh-Gurus. Die Sikhs haben nur einen Gott. Markenzeichen ist ihr Vollbart und ein bunter Turban. Sie sind auch in Indien eine Minderheit.
Ich wusste, dass der Tempel schön ist, wieviel tausend Bilder hatte ich von ihm gesehen. Doch die Bilder waren nichts im Vergleich zur Wirklichkeit. Ich war so berührt und beeindruckt, er ist unbeschreiblich. Er steht mitten in einem künstlich angelegten, glitzernden See. Der goldene Tempel ist das höchste Heiligtum, das Mekka der Sikhs.
Er wurde vom fünften Guru Arjun Dev ca. 1600 erbaut. Nach dem zehnten Guru folgte eine heilige Schrift, Siri Guru Granth Sahib. Es ist der letzte und ewige Guru der Sikhs. Er wurde 1708 als Guru eingeweiht.
Aus dem heiligen Buch wird am Tage im Tempel zitiert und abends wird es in einer Zeremonie, außerhalb des Tempels, zu Bett gebracht.
Drei Tage haben wir hier mehr oder weniger in der Umgebung des Tempels verbracht. Dort in der Langer-Halle zusammen mit tausenden von Sikhs gegessen. Dann selbstverständlich auch Seva (selbstloses Dienen) gemacht. Ich wusch mit den indischen Frauen die Teller. Sie waren gar nicht mit mir zufrieden. Die Metallteller und Schüsseln wurden enorm mit Seife geschrubbt, gespült und poliert. Die Inder sind ein sehr reinliches Volk. Auch wenn es für Europäer nicht so aussieht. Sie waschen, seifen und putzen ständig und dabei wird sich gefreut und gelacht.
Wir haben uns zu dritt in der Frauenreihe über eine Stunde angestellt, um in das Innere des Tempels zu gelangen. Der Weg führt über einen Steg. Das war allerdings eine sehr kurze Wartezeit. Es kann auch schon mal mehr als drei Stunden dauern. Es war eng, kuschelig und meditativ. Wir chanteten zusammen WAHE GURU WAHE GURU WAHE GURU SATE NAM. Das war schon ein wirkliches Erlebnis. Doch Mütter mit Kleinkindern und alte Frauen haben Vorrang und diese drängelten sich durch die eng beieinanderstehenden Frauen in der eingegitterten Schlange. Jede Alte oder Mutter hatte natürlich Gefolgsfrauen. So entstand die gesamte Zeit ein enormer Druck. Die jungen Mütter drängelte lächelnd und waren freundlich, doch die Alten sehr griesgrämig und zum Teil gewalttätig. Sie waren tatsächlich so, wie in den Romanen beschrieben. Hier werden sie immer als herrisch dargestellt.
Im goldenen Tempel haben wir zwei Stunden meditiert und die enorme Energie und Friedlichkeit gespürt. Zuallerletzt haben wir auch noch drei Männer aus unserer Gruppe getroffen. Sie hatten viel länger gebraucht, um in den Tempel zu gelangen.
Im Tempelsee nahm ich am dritten Tag mein heiliges Bad. Dafür hatte ich einen Stein von Zuhause mitgenommen. Ihm habe ich meine Traurigkeit übertragen und ihm während des Bades versenkt. Nun ist meine Traurigkeit in Indien geblieben – hoffentlich! Auf alle Fälle fühle ich mich seitdem leichter.
Im März dieses Jahres war astrologisch einiges los auf unserem Planeten. Und diese transformative Phase war ein guter Zeitpunkt für intensive innere Arbeit, Neubewertungen und vielleicht auch unerwarteter Wendungen.

3. Mumbei in Maharashtra
Nach der spirituellen Zeit in Amritsar kam der Schock in Mumbai. Eine Stadt der Extreme, laut und hektisch auf den Straßen, Reichtum und Armut sowie alt und modern dicht beieinander. Wir besuchten verschiedene Slums. Im ersten, besonders dunklen, lebten nur Männer. Sie arbeiten in Werkstätten zum Teil in Schichten. Die, die gerade nicht arbeiteten lagen zwischen ihren Kollegen und schliefen. Sie wuschen sich auf der Straße unter einem Wasserhahn am Eingang der Werkstatt und da hingen auch ihre Zahnputzbecher. Es gab verschiedene Werkstätten, Plastikmüllverarbeitung, Tongefäße-Herstellung, Schneidereien oder Metallverarbeitung. Manche Häuser hatten noch ein Stockwerk. In diesen wurde unten gearbeitet und oben geschlafen. Es war erschütternd so ein Leben ohne Perspektive zu sehen. Das man da irgendwann zur Flasche greift, war sogar mir verständlich. Die meisten jungen Männer kamen vom Land und suchten in der Stadt ihr Glück. Sie kamen voller Hoffnung und landeten in der ausweglosen Finsternis. Von ihrem Gehalt wird Kost und Logie abgezogen und der Rest geht direkt an ihre Familien. Die Familie ist das Wichtigste für die Inder. In einem anderen Slum gab es normales familiäres Leben, einen Tempel, Läden, eine Schule und einen Markt. Und dann kamen wir zur menschlichen Waschmaschine. Dort arbeiten 7.000 Männer und waschen täglich 1.000.000 Wäschestücke. Zum größten Teil per Hand. Auf den Dächern wird die Wäsche nach Farben sortiert und getrocknet. Wie es funktioniert, dass die Hotels und Privatleute ihre Wäsche zurückbekommen, blieb mir auch nach einer einstündigen Besichtigung ein Rätsel.
Kaum hatten wir die Slums hinter uns, fuhren wir in das vornehmste Hotel Mumbais zum Lunch. Das Hotel Taj Mahal bot uns einen krassen Gegensatz. Dort die Armut und nun hier der Reichtum und der Überfluss.

4. Hampi in Karnataka
Wir flogen weiter zu der Ruinenstadt. Im Mittelalter war Hampi einer der größten und reichsten Städte Asiens. Hier kämpfte Shiva nachdem Parvati ihn aus der Meditation geweckt hatte, gegen die Dämonen und ließ Hampi zur internationalen Größe heranwachsen. Wie immer in der Geschichte ist der Mensch von Gier, Neid, Macht und Ehre getrieben und so wurde das blühende Hindureich von Moslemkönigen aus dem Norden erobert und zerstört. Die Stadt geriet in Vergessenheit, die Natur überwucherte sie mit einem Dschungel. Erst Jahrhunderte später wurde sie wieder entdeckt. Sie liegt in einer hügeligen Felsenlandschaft. Der Affenkönig, Hanuman hat dort seinen Palast hoch oben auf einem Berg. Es erinnerte mich an den Film „Dschungelbuch“.
Er ist der Sohn von dem Halbgott des Windes, Vayu und einer wunderschönen Nymphe, die in einen Affen verwandelt wurde. Von daher hat auch Hanuman die Affengestalt. Es heißt er lebt noch, da der Wind noch da ist und die Affen auch. Sie spielen mit den Felsen. Wunderschön!
Am Rande von Hampi liegt ein buntes Zigeunerdorf. Ach ja, das Wort darf man nicht mehr sagen, aber wie übersetze ich gipsy? Unser Hotel lag in Hospet. Das Dorf ist touristisch nicht relevant. Wir erlebten hier das Holi-Fest. Sehr außergewöhnlich! Die ganze Stadt war außer Rand und Band! Alle waren bunt besprüht und riefen uns fröhlich zu „Happy Holi“ zu.
Am Abend fuhren wir mit dem Schlafwagen 500 km weiter gen Süden nach Mysore.

5. Mysore auch in Karnataka
Mysore ist autark, ein Stadtstaat in Indien, der von einem Maharadscha der Wodeyar-Dynastie regiert wird.
Auch während der englischen Besatzung hatte der regierende Maharadscha ein Arrangement mit den Engländern und behielt seine Stellung. Mysore ist reich, mit schönen Häusern und Parks und mittendrinn dieser herrliche opulente Amba-Vilas-Palast. In der Architektur des Palastes sind hinduistische, islamische, gotische und rajputische Elemente vereint. Den vorderen Teil des Palastes ist zur Besichtigung freigegeben, sehr prachtvoll, beeindruckend und riesig sind die Zimmer und Hallen.
Mysore ist auch die Stadt der Seide, des Sandelholzes, der Räucherstäbchen und der Blumen. Hier ließ ich mir ein indisches Seidenkleid schneidern und wir besuchen den jahrhundertealten Devaraja-Markt, auf dem Gewürze, Seide und Sandelholz angeboten werden.

6. Coorg auch noch in Karnataka
Mit dem Bus fuhren wir weiter gen Süden und übernachteten auf der „Windflower Kaffeeplantage“. Es war ein Traum! Inmitten einer tropischen Landschaft gab es kleine Gästehäuschen. Wir genossen die gute Luft, die Ruhe und die Natur und lernten eine Menge über Kaffee-Anbau. Leider wird nur noch die Hälfte der Plantage betrieben, denn es gibt nicht mehr genug Landarbeiter. Nur noch wenige Leute wollen in diesem Paradies arbeiten. Sie ziehen in die Großstädte und landen in den Slums, weil sie dort auf ihr Glück und einen besseren Verdienst hoffen
Mit dem Bus ging es danach weiter durch eine herrliche bewaldetet Berglandschaft an die Küste.

7. Neeleshwar Hermitage in Kerala
Dieses ruhige Strandresort befindet sich inmitten eines Kokosnusshains zwischen dem arabischen Meer und dem Ufer der Lakkadivensee (Back-Water).
Wir haben uns hier nur noch ausgeruht und wurden richtig verwöhnt. Eine Ayurvedische Ärztin erstellte eine Anamnese und verordnete uns persönliche Massagen. Ein vedischer Astrologe schaute für uns in die Sterne, der Koch verwöhnte uns mit immer neuen Kreationen und die übrige Zeit ließen wir die Seele am Pool oder am Meer baumeln. An einem Nachmittag machten wir eine Schifffahrt auf den Back-Waters. Ich kam mir vor wie im Film. „So etwas kann doch nicht die Realität sein“! dachte ich immer wieder.
Die Gruppe reiste ab und ich blieb noch einen Tag allein an diesem paradiesischen Ort. Das Personal nahm mich in seine Mitte, damit ich mich nicht allein fühlte und sorgte mit doppelter Aufmerksamkeit für mich.
Die Menschen in Indien, egal in welcher Situation sie leben, sind so liebevoll, hilfsbereit, fröhlich und zufrieden. Naja, wer tanzende und singende Götter hat, kann ja auch nur ein fröhliches Wesen haben.
Ein Tag später brachte mich ein sehr um mein Wohl besorgter Taxifahrer bis auf meinen Platz im indischen Intercity. Der Stuart fragte mich nach meinen Namen und nicht nach der Fahrkarte. Ich wurde mit Getränken, Snacks und Abendessen versorgt. Alles war im Preis inbegriffen. Eine sehr komfortable Zugreise. Ich fuhr bis Kollam und dann mit dem Taxi noch eine Stunde bis zum Ashram von Amma.

8. Amritapuri auch in Kerala
Etwa 120 km nördlich von Thiruvananthapuram und 120 km südlich von Kochi befindet sich der Ashram von Amma. Mata Amritanandamayi, wie die Inder sagen.
Ihr Elternhaus liegt auch auf dem Gelände des ehemaligen Dorfes Parayakadavu, was so viel wie Paria-Ufer bedeutete. Die Mehrheit der Einheimischen gehört zur Kaste der Arayan. Eine sehr alte Kaste. Das Kastensystem wurde zwar von Indira Gandhi abgeschafft aber es existiert noch bis heute. Die Kinder üben die gleichen Berufe aus, wie die Eltern und heiraten meist in derselben Kaste.
Amma war dunkler als ihre Geschwister und von Kindheit an anders als andere Kinder. Sie interessierte sich für die Menschen und ihre Sorgen. Saß am Bett der Alten und kranken und hörte einfach nur zu. Sie entwickelte sich zur spirituellen Führerin und ist bekannt als diejenige, die alle umarmt. Sie ist die Mutter für alle, sie schenkt bedingungslose Liebe.
„In der heutigen Welt gibt es zwei Arten von Armut: Die Armut, die durch einen Mangel an Essen, Kleidung und Obdach entsteht und die Armut aufgrund fehlender Liebe und fehlenden Mitgefühls.“
Ich sage ja auch immer: „Wenn du dich selber liebst und dich geliebt fühlst, eins mit deinem Gott oder Göttin bist, läuft das Leben von allein !“
Heute leben in Ammas Ashram 3000 Devoties plus Gäste aus Indien und der ganzen Welt.
Ich kam dort nachts um 23.30 h an. Die Rezeption hatte bereits geschlossen und ich dachte schon, ich müsste draußen schlafen. Zum Glück ist es in Indien nicht kalt! Doch mir wurde geholfen und ich bekam eine Pritche für die Nacht. Sehr spartanisch aber ein Zimmer!
Am nächsten Morgen konnte ich mich registrieren und bekam einen einfachen, hellen, freundlichen Raum mit Bad und Küche. Das hatte ich für 5 € am Tag nicht erwartet.
Das Ashram-Leben gefällt mir sehr. Wir beten morgens um 4.50 h eine gute Stunde im Tempel. Danach praktizierte ich Yoga und ging zum Sonnenaufgang ans Meer zum Meditieren. Es gib zwei Sorten von Essen, indisch, im Preis inbegriffen oder man kauft sich etwas im West-Restaurant für kleines Geld. Am Vormittag und Nachmittag macht ich Seva. Da ich nur für 5 Tage dort verweilen wollte, ging ich immer dorthin, wo gerade jemand fehlte. Ich rollte Pizzateig, schnibbelte Gemüse, reichte den Menschen, bevor sie von Ama umarmt wurden, einen warmen Waschlappen, damit sie nicht so schwitzig sind und wusch jeden Abend Berge von Geschirr. Zwischendurch versuchte ich mich auszuruhen. Leider war im Ashram eine Baustelle und der Presslufthammer störte mich doch sehr in meiner Ruhe. Auch die Tempelfeste außerhalb des Ashrams sorgten in der Woche für Lärmbelästigung.
Meistens nachmittags kam eine strahlende Amma, die viele Stunden am Stück Darshan gab, einen Menschen nach dem Anderen segnete und umarmte. Dabei schien sie einfach nicht müde zu werden. Es folgten Satsangs (Predigt) und am Ende sangen wir Bahjans (heilige Lieder). Amma immer mittendrin. Die Zeremonie dauert immer mindestens 4 Stunden. Ich schaute erst einmal nur zu. Als Sikh waren mir die Rituale fremd. Auch wusste ich gar nicht, ob ich überhaupt zum Darshan gehen wollte. Was sollte das für mich ändern, wenn Ama mich umarmt. Ich fühle mich auch so von meinem Gott geliebt. Ich verbinde mich in der Meditation und bin glücklich und zufrieden. Ich brauche keinen lebenden Guru, keine Mutter und keinen Vater mehr. Auch nach drei Tagen hatte ich keinen Schimmer, wie das System beim Darshan funktionierte. Doch dann wurde ich von anderen Devoties einfach zum Zeremonienmeister geschoben, der mir zwei Zettel gab und ich wurde auf einen Stuhl in einer Schlange platziert, wo ich von Sitz zu Sitz aufrückte, bis ich wieder vorne bei Amma saß. Nur dieses Mal wurde mir der Waschlappen gereicht. Dann wurde ich gerufen und sollte mein Kärtchen abgeben. „warum hast du zwei“? wurde ich gefragt. „ich weiß es nicht, ich verstehe dieses System nicht“! Alle lachten, Amma nahm mich in den Arm und flüsterte mir liebe Worte auf Deutsch zu. Ich erhielt von ihr zwei Prasats (von Amma gesegnetes Geschenk, die meistens aus einem Bonbon und einem Blütenblatt besteht) doppelt hält eh besser! Ich war sehr berührt und schon war es vorbei. Danach konnte ich noch eine Weile auf der Bühne Platz nehmen und in Ammas Nähe meditieren oder einfach nur verweilen. Es war schön der doch sehr energievolle Umarmung nachzuspüren.
Bei Amma traf ich Ramona. Eine ehemalige Mitbewohnerin und Freundin. Wir fuhren gemeinsam mit dem Zug weiter ins Inland.
Obwohl Amma und auch viele andere Führer in Indien predigen auf die Natur und Umwelt zu achten und in den Ressorts und Ashrams auch sorgfältig mit allem umgegangen wird, ist der Inder doch sehr sorglos und schmeißt alles, was er nicht braucht einfach weg! In die Landschaft! Sie sind so reinlich, die indischen Toiletten, Steh-Klos, wie früher auch in Südeuropa üblich, sind so hygienisch und es gibt kein Toilettenpapier, sondern Intimduschen, viel besser. Die Kinder werden mit Stoff gewickelt und die Frauen kochen leckeres Essen, welches dann von Fahrradboten ins Büro zu den Ehemännern gefahren wird. Super! Doch ein Bewusstsein für Müll ist noch nicht vorhanden. In Mumbai hatten wir tausend Männer in der Plastikmüllsortierung arbeitend gesehen und dann werden die Plastikflaschen einfach aus dem fahrenden Zug geworfen. Wie noch vor 10 Jahren hier in Spanien. Unbegreiflich!

9. Tenkasi in Tamil Nadu
Der Bundesstaat hat einiges zu bieten, aber ich habe mir nichts mehr angeschaut. Nach den vielen Eindrücken brauchte ich Ruhe und die fand ich im Aum Pranava Ashram, indem Ramona seit einiger Zeit lebt. Ein wirklich schöner Ashram mitten in der Wildnis. Es ist ist ein Ort der Meditation, des Yoga und der spirituellen Gedanken. Der Ashram beherbergt ein Kinderheim für Mädchen und kümmert sich um Ältere, die ein friedliches Leben und Unterstützung brauchen. Ein Kuhstall mit 90 Rindern und rundherum Ländereien, Gemüsegarten, Felder und Obstbäume. Hier herrschte ein aktives, soziales Leben unter den rund 90 Menschen, die hier dauerhaft leben. Ich blieb drei Tage hier und beobachtete das Treiben: Kinder, Ältere, Betreuer, Mitarbeiter, Gärtner, dir beschäftigten Frauen in der Küche und im Stall, Kühe, Hunde, Katzen, Eichhörnchen, Krähen, Pfauen und Affen ….. Alles ließ mich eine familiäre Atmosphäre von Liebe und Fürsorge spüren.
Dann lief mein Visum aus und ein Fahrer brachte mich dreieinhalb Stunden über enge Bergstraßen mit viel Verkehr zum internationalen Flughafen von Trivandrum. Irre, wie viele Autos, Motorräder, schwerebeladene LKWs und Tuk-tuks nachts unterwegs sind. Auch die letzte Fahrt war noch ein Abenteuer!
Indien – immer wieder!